MOVE! 2016! VIELSEITIG UND SPANNEND WIE SELTEN

DIE 15. AUSGABE DES KREFELDER FESTIVALS FÜR ZEITGENÖSSISCHEN TANZ IST ERFOLGREICH ZU ENDE GEGANGEN – EIN KURZER RÜCKBLICK

Durch das Anklicken der Links gelangen Sie zu den dazugehörigen Nachtkritiken und Filmen

von Klaus Dilger

Mit der absolut hochklassigen Aufführung der Aakash Odedra Company aus Leicester (wir berichteten darüber) ging am Wochenende die 15. Ausgabe von „MOVE! – Krefelder Tage für modernen Tanz“ zu Ende.

Acht Tanzabende, fünf davon von Compagnien aus NRW und drei von Ensembles aus Großbritannien, sowie zwei Aufführungen für Kinder und ein Rahmenprogramm mit Einführungen, Gesprächen und Musik, vermittelten einen überaus interessanten Vergleich und Einblick in das aktuelle Tanzgeschehen in NRW und Grossbritannien, das in diesem Jahr Gastland beim MOVE!-Festival sein durfte. Nicht zu vergessen die Tanz-Fotografie Ausstellung von Karl Werner Maria Meyer „DIE BEWEGUNG GREIFEN“ (hier geht es zur LAUDATIO) und den fulminanten Tanzfilm „Mr. GAGA“, der die aussergewöhnliche Arbeit des israelischen Choreographen Ohad Naharin dem Krefelder Publikum nahe brachte.

ERÖFFNUNG MIT „BEAUTY OF THE BEAST“

Als „unverzichtbaren Teil der Tanzlandschaft Nordrhein-Westfalens“ bezeichnete Dr. Stefanie Jenkner, Sprecherin des Kulturministeriums, das Festival „Move! – Krefelder Tage für modernen Tanz“ bei der Eröffnung seiner 15. Jubiläumsedition in der Fabrik Heeder.  Für die Tanzszene des Landes sei es eine wichtige Plattform geworden. Das hörte Jürgen Sauerland-Freer natürlich gern. Der Leiter des Krefelder Kulturbüros blickte kurz zurück auf die Anfänge, als vor 22 Jahren das Ensemble Mind The Gap hier auftrat. Der Name der britischen Tanzcompany sei aus heutiger Sicht richtungweisend gewesen – „Beachte die Lücke“: Einen Aufführungs- und Produktionsort für den zeitgenössischen Tanz habe man entwickeln wollen. Und heute sei, so Sauerland-Freer, ‚Move!‘ das Herzstück des Engagements der Stadt Krefeld für den zeitgenössischen Tanz. Neben den Produktionen aus NRW blitzen jedes Jahr Gastspiele eines anderen Landes als Highlight auf: Diesmal sind drei britische Tanzstücke zu sehen. Zum Auftakt  feuerte die Chameleon Company aus Manchester dann eine geballte Ladung Testosteron in dem gut gefüllten ehemaligen Fabrikgebäude ab.

GROSSER PUBLIKUMSZUSPRUCH

Über mangelnden Publikumszuspruch konnten sich Dorothee Monderkamp und Jürgen Sauerland-Freer, Festivalmacher seit der ersten Stunde, tatsächlich nicht beklagen. Mit ihrer Auswahl an aktuellen Tanzproduktionen erreichten sie ein erfreulich gemischtes Publikum, das mehrere Generationen umfasste und das sich teilweise sogar richtig mitreissen liess, wie etwa in der fulminanten Tanzperformance „INVISIBLE WIRES“ von Julio César Iglesias Ungo, die selbst an einem Dienstagabend das restlos ausverkaufte Haus zum kochen brachte.

Dabei setzen Monderkamp und Sauerland-Freer keineswegs auf sogenannte Gassenhauer, sondern präsentieren neben brandaktuellen Neuproduktionen, wie etwa Henrietta Horns „KAISERKLEIDER“, das wenige Tage zuvor Premiere im PACT Zollverein feierte, oder die CocoonDance Company Produktion „NO BODY BUT ME“, ebenfalls wenige Tage zuvor mit einer Deutschlandpremiere in Bonn erstmals zu sehen, wie auch Barbara Fuchs’ Kindertanz-Stück „PFFFHH….“, auch noch die Premiere von HartmannMueller „DU BIST NICHT ALLEIN“, die in diesem Jahr, nach ihrer Open-Air-Uraufführung „UNDER THE BRIDGE“ für das Krefelder „MOVE! in town“ – Festival, nun die daraus folgende Uraufführung für den Bühnenraum präsentierten.

Solche „Risikoveranstaltungen“, die bei genauer Betrachtung der oft langjährigen Begleitung der einzelnen Künstler und Gruppen durch die Festivalmacher, in Wahrheit kaum mehr riskant, sondern einfach nur noch spannend sind, zeichnen ein Festival aus.

TANZKUNST AUF HÖCHSTEM NIVEAU

Hinzu kommt das, bei aller Kuratorensorgfalt, notwendige Glück der Tüchtigen, die mit dem Partnerland Grossbritannien einen sehr weit gefächerten Blick auf die Freie Tanzszene der Insel geworfen haben: mit einer sehr „geerdeten“ Produktion aus Manchester „BEAUTY OF THE BEAST“ (siehe oben), einer konzeptuell, experimentellen Kollektivarbeit aus London mit der Stephanie Schober Dance Company und „TRACING GESTURES“ und eben einem Abschluss des Festivals, das mit der Aakash Odedra Company aus Leicester und ihrem Soloabend „RISING“ und den Choreografien von Aakash Odedra, Akram Khan, Russell Maliphant und Sidi Larbi Cherkaoui Tanzkunst auf höchstem Niveau präsentierte.

KREFELD UND DIE REGION DÜRFEN SICH AUF „KREFELD TANZT ZEITGENÖSSISCH“ AUCH IN 2017 FREUEN!